LEINEN ODER BAUMWOLLE?
Eine Frage die auf unseren sozialen Medien häufig gestellt wird ist: was ist der Unterschied zwischen Leinwänden aus Baumwolle und Leinwänden aus Leinen? Viele Youtube Videos werden dass eine über das ander empfehlen. Bei Van Beek haben wir natürlich beides im
Sortiment. Daher ist erstens die Frage berechtigt, welches Material besser ist? Viel wichtiger ist es aber zu wissen, welche Leinwand für euch die beste ist?
In diesem Blog wollen wir ein gleich ein paar Vorurteile abbauen und euch alles verraten was Ihr über Leinen- und Baumwolleleinwände wissen müsst! Danach besprechen wir, welche Möglichkeiten ihr bei Van Beek Art in Bezug auf Leinwände habt! Wusstet ihr, dass Ihr bei uns eure Leinwände, ob Baumwolle oder Leinen, nach Maß anfertigen lassen könnt?
DIE VORURTEILE
Fangen wir einfach Mal mit den Vorurteilen an! Meistens wird gedacht, das Leinen teurer, besser, beständiger, feiner und so weiter ist. Wahr ist, dass Leinen die klassische Wahl ist was Maltuch angeht. Man sieht halt nicht so oft unter einem Bild der alten Meister “Öl auf Baumwolle” stehen. Das hat aber eher einen anderen Grund. Baumwolle tritt erst ab 1900 in grösserem Ausmass als Grundstoff für Maltuch in Erscheinung. Zu dem Zeitpunkt hatte sich Leinen aber schon so weit eingebürgert, das der Imageschaden für Baumwolle bis heute nur schwer zu reparieren ist. Leinwände aus Leinen haben sich im laufe der Zeit bewährt. Dem ist sicher so. Aber es ist auch etwas voreilig, deswegen Baumwolle als Material zweitrangig zu nennen.
DAS FEINSTE TUCH?
Maler sind nun mal Menschen, die immer das Feinste vom Feinsten wollen für ihre Kunst. Aber hoppla, da sind wir bei noch einem Vorurteil! Denn welches von unseren beiden Tüchern ist nun das feinere, also jetzt von der physikalischen Oberfläche her?
Pauschal gesagt, ist es nicht so das die Feinheit oder Grobheit des Tuches hauptsächlich vom Material abhängt, aus dem es hergestellt worden ist. Es gibt sehr feine Leinen- und sehr grobe Baumwolltücher. Und andersrum sehr feine Baumwoll- und sehr grobe Leinentücher. Leinen Tücher sind, im Vergleich zu Baumwolle, häufig etwas unregelmäßig gewebt und enthalten manchmal kleine Knoten. Das kommt daher, dass Leinen meistens noch auf halb automatischen Webstühlen hergestellt wird, wohingegen Baumwolle auf vollautomatischen, industriellen Webstühlen produziert wird die sehr präzise arbeiten.
GEWEBE UND GEWICHT
Im Bezug auf die Oberflächenstruktur des Tuches ist die eigentliche Verarbeitung der Faser, also das Gewebe und das Gewicht des Tuches, sehr wichtig. Mit dem Gewicht wird die Grammatur gemeint. Das Gewicht, das genau ein Quadratmeter einer Textille oder eines Papiers wiegt, wird mit g/m2 angedeutet und das Flächengewicht genannt. Im Falle unserer Leinwände bei Van Beek ist dies meistens zwischen 300 g/m2 und 500 g/m2. Eine Leinwand mit hohem Flächengewicht wird im allgemeinen robuster, strapazierfähiger und rigide sein. Hier solltet Ihr beim Kauf unbedingt aufpassen. Sehr billige Leinwände sind neben der allgemeinen schlechten Verarbeitung auch noch sehr dünn und reißen leicht.
Neben dem Gewicht ist das Gewebe wichtig. Gewebe besteht aus rechtwinklig sich kreuzenden Längs - und Querfäden. Das Muster, in dem die Fäden miteinander verbunden sind, nennt man Bindung. Es gibt viele verschiedene Arten von Bindung. Man spricht von einer lockeren Bindungsarten wenn die Fäden sehr lose gewoben sind und viel Raum zwischen den Längs- und Querfäden ist. Jute ist zum Beispiel meistens sehr locker gewebt. Dichtere Bindungsarten sind bei Malern im allgemeinen beliebter, da die Fäden enger aneinander liegen in nicht weitmaschig sind.
TÄLER UND HÜGEL
Egal ob aus Baumwolle oder Leinen, ein grobes, schweres Tuch ist einfach ein ganz anderer Untergrund als ein sehr fein gewebtes Tuch. Der Unterschied zwischen den beiden ist bedeutend. Würde man die Leinwand Oberfläche mit der Lupe im Profil betrachten, so könnte man die kleinen Täler und Hügel erkennen, die durch das gewebte Tuch entstehen. Je grober gewebt, je ausgeprägter sind natürlich auch diese Täler und Hügel. Je feiner das Tuch gewebt ist, je weniger ausgeprägt und glatter ist die Oberfläche. Logisch, oder nicht? Das hat aber mehrere Folgen.
REFLEKTION DES LICHTS
Gröbere Tücher schlucken mehr Farbe. Das heisst, dass mehr Farbe erforderlich ist wenn eine glatte Farbschicht erwünscht ist. Andererseits entstehen bei gröberen Tüchern mehr Punkte, auf denen Licht gespiegelt werden kann, besonders wenn man eine dunkle Fläche stark von oben Beleuchtet. Im allgemeinen ist diese Reflektion des Lichtes immer vorhanden, wenn man auf Tuch malt und die Oberfläche nicht vollkommen glatt ist. Bei sehr groben Untergründen kann dieser Effekt unter Umständen etwas störend wirken, auch wenn manche Künstler ihn bewusst einsetzten, um zum Beispiel die Monotomie einer Fläche zu brechen.
ALTERUNGSBESTÄNDIGKEIT
Leinenfasern vom Flachs werden seit der Renaissance als Malgrund verwendet. Sie sind sehr rigide und doch flexible und halten sich hervorragend, wenn sie richtig beschützt werden. Sie reagieren nicht sehr drastisch auf Umwelteinflüsse. Baumwollfasern werden im großen Stil erst seit dem 20. Jahrhundert als Maltuch verwendet. Obwohl Baumwollfasern etwas kürzer, und daher nicht so kräftig wie Leinenfasern sind, gibt es keinen Grund anzunehme, dass sie nicht auch ein ausgezeichnetes Maltuch hergeben. Auch wenn Baumwolle sich historisch nicht so bewiesen hat wie Leinen. Man muss hier auch erwähnen, das Leinen wie Baumwolle Naturfasern sind und wie alle Zellulosefasern anfällig sind für Schimmel. Man kann Leinwände extra gegen zu hohe Luftfeuchtigkeit schützen durch die Imprägnierung der Rückseite der Leinwand. Und Natürlich sollte man Leinwände nicht zu lange in direktes Sonnenlicht stellen. Wie alle Tücher können Leinwände spröde werden.
PERSÖNLICHE PRÄFERENZEN
Viele Maler entwickeln mit der Zeit eine persönliche Vorliebe was ihren Malgrund angeht. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Man sollte im Bezug auf die Frage, ob entweder Baumwolle oder Leinen unbedingt besser ist als Malgrund auch immer die Frage stellen: für wen? Der studierende Anfänger wird vielleicht lieber eine feine Baumwollleinwand wählen Diese sind billiger, haben meistens eine gleichmäßige, feine Struktur und sind leichter zu bemalen. Der erfahrene Maler wird vielleicht lieber ein traditionelles Material nehmen das ein wenig teurer ist sich aber über Jahrhunderte bewährt hat.. Manche malen lieber auf sehr glatten, präparierten Holztafeln als auf Tuch, andere hingegen auf einfachem Karton mit Gesso beschichtet. So viele Menschen, so viele Präferenzen.
UNSERE TIPPS BEIM WÄHLEN DER RICHTIGEN LEINWAND
Van Beek Künstlerbedarf gibt es schon seit mehr als 100 Jahre und wir wären Van Beek nicht, wenn wir euch nicht noch ein paar nützliche Tipps geben würden. Fangen wir mal mit dem Format an. Für große Leinwände, ungefähr ab 150 cm bei 150 cm, ist es besser ein schweres, robustes, etwas grobes Tuch zu nehmen. Wir empfehlen daher eher ein Leinentuch. Leinen Fasern sind einfach etwas stärker als Baumwolle und können daher bei einem schweren Tuch feiner sein. Man sollte aber wirklich darauf achten das die Grammatur näher bei 400 g/m2 liegt.
Für Leinwände, die viel abgespannt werden, zum Beispiel weil sie verschickt werden müssen, empfehlen wir im allgemeinen auch eher Leinentuch. Es ist elastischer als Baumwolle und wird deshalb weniger schnell reißen, wenn es unter Spannung steht.
Für kleinere Formate ist Baumwolle geeignet, da dieses Material gleichmäßiger und meistens auch feiner gewebt ist. Eine sehr ausgeprägte Oberflächenstruktur stört dann, weil man als Betrachter näher an das Bild herantritt.
Man sollte auch beachten, das wenn man sehr pastös und grob arbeitet, die Leinwand mehr Farbe tragen muss. Es ist deshalb ratsam, ein schweres Tuch zu nehem. Im Künstlerbedarf sind dies meistens, aber nicht ausschließlich, Leinentücher. Bei Van Beek haben wir zum Beispiel die folgenden Tücher auf Rollen im Sortiment.
Antwerpen: (± 400 g/m²) ist ein mittelgrobes Leinentuch, das relativ offen gewebt ist.
Barcelona: (± 445 g/m²) ist ein günstiges Leinentuch, welches in einer mittelgroben Bindung gewebt wird.
Basic Linnen (± 465 g/m²) ist das Tuch, das wir unter unserer eigenen Marke verkaufen. Unsere bespannten Keilrahmen der Basic Linen Serie werden hiermit hergestellt. Es ist leicht grob.
Brüssel: (± 415 g/m²) ist ein sehr feines und dicht gewebtes Leinen.
Oostende: (± 540 g/m²) ist ein grobes, robustes, schweres Leinentuch
Cotton Duck: (± 600 g/m²) ist ein besonders schweres, fein gewebtes Baumwolltuch, welches auch für grössere Formate geeignet ist.
Dies sind dieselben Tücher, die wir auch in unser Leinwandwerkstatt benutzen. Noch ein kleiner Tipp! Ein Anruf bei unserem Kundenservice genügt meistens um euch eine handgefertigte Leinwand zu bestellen, in allen möglichen Kombinationen von Tuch und Keilrahmen und in fast allen Formaten.